In diesem Beitrag gebe ich den Verlauf meiner Krankheit chronologisch wieder. Im Gegensatz zu meinen anderen Hodenkrebs-Beiträgen gebe ich hier lediglich meine persönlichen Erfahrungen wieder und greife nicht auf andere Quellen zurück. Viele der hier genannten Punkte findet ihr bereits in meinen anderen Beiträgen, meist unter der Überschrift „Persönliche Erfahrungen“ und in verkürzter Form, wieder.
In diesem Beitrag findest du den ersten Teil meines Krankheitsverlaufs von der Diagnose bis kurz vor Beginn der Chemotherapie.
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Die Diagnose
Erste Entdeckung
An einem Samstagabend stellte ich gemeinsam mit meiner Frau eine Verhärtung und leichte Schwellung meines linken Hodens fest. Nach recht kurzer Recherche im Internet stand fest, dass wohl ein Besuch beim Urologen nötig sein wird.
Weitere häufige Symptome wie ein Ziehen, Schweregefühl oder gar Schmerzen im Hoden hatte ich keine.
Vorstellung beim Urologen
Nach einem Anruf morgens beim Urologen und der Schilderung meiner Entdeckung bat mich die Dame am Telefon möglichst noch am selben Tag vorbeizukommen, um meinen Hoden untersuchen zu können.
Die Diagnose Hodentumor konnte bereits an diesem Tag durch meinen Urologen getätigt werden. Eine Ultraschalluntersuchung ergab, dass quasi mein gesamter Hoden aus Tumorgewebe bestand. Er konnte zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, doch war die Wahrscheinlichkeit dafür sehr groß. Gutartige Hodentumore kommen nämlich wirklich selten vor.
Der Urologe führte zudem noch einen Ultraschall der Bauchregion und der Lunge durch. Vermutlich um zumindest weit fortgeschrittene Metastasen an dieser Stelle ausschließen zu können.
Ich bekam Blut abgenommen und einen weiteren Termin 2 Tage später, zu dem mich auch meine Frau begleiten sollte, um über das Ergebnis zu sprechen. Der Arzt beruhigte mich jedoch und sagte bereits dort, dass meine Heilungschancen bei quasi 100 % liegen würden.
Die schlechte Nachricht
Zwei Tage später also fand ich mich mit meiner Frau wieder beim Urologen ein. Meine Tumormarker im Blut waren zum Teil stark erhöht. Die genauen Werte habe ich nicht vorliegen, aber der AFP-Wert lag bei etwa 280 ng/mL, der Beta-hCG-Wert bei etwa 7000 mU/mL und der LDH-Wert bei etwa 380 U/L. Zum Vergleich, die Normalwerte sollten bei unter 7 ng/mL für AFP, bei 0 mU/mL für Beta-hCG und bei unter 250 U/L für LDH liegen.
Aufgrund der Tumormarker konnte mein Urologe bereits mit sehr großer Sicherheit sagen, dass es sich um ein Nichtseminom handelt und dass sehr wahrscheinlich eine Chemotherapie notwendig sein wird.
An diesem Tag wurde auch direkt ein OP-Termin zur Entfernung des Hodens knapp 2 Wochen später festgelegt.
Die Entfernung des Hodens und Besuch in der Kinderwunschklinik
Stationäre Aufnahme
An diesem Tag wurde ich stationär im Krankenhaus aufgenommen. Nach der Anmeldung musste ich einige Papiere durchlesen, ausfüllen und unterschreiben. Zudem wurde mir Blut abgenommen und meine Vitalwerte untersucht.
Beim Treffen mit dem Narkosearzt konnte ich mich zwischen zwei Arten der Betäubung entscheiden: Rückenmarksnarkose oder Vollnarkose. Da ich zuvor bereits keine so guten Erfahrungen mit einer Vollnarkose gemacht habe, entschied ich mich für die Rückenmarksnarkose, bei der ich etwa ab dem Bauch abwärts vollkommen taub sein würde.
Anschließend hatte ich noch einen Termin bei meinem Urologen, der auch selbst die Operation am folgenden Tag durchführen würde. Er erklärte mir noch einmal die einzelnen Schritte der OP, etwa dass der Einschnitt in der Leistengegend erfolgte und nicht direkt am Hodensack. Zudem würde der Eingriff lediglich 15-20 Minuten dauern und sei im Grunde recht unspektakulär.
Die Operation
Leider war meine Operation erst spät am Tag angesetzt, sodass ich relativ lange warten und vor allem auch nüchtern bleiben musste.
Als es dann losging, wurde ich zum OP gefahren und bekam im Vorraum des Operationssaals die Rückenmarksnarkose. Diese war kurzzeitig etwas unangenehm, aber ansonsten nicht weiter dramatisch. Ich wurde dann anschließend in den Operationssaal gefahren und jemand fragte mich, ob die Narkose bereits wirkte. Ich war mir da nicht ganz sicher, als ich jedoch gebeten wurde meine Beine anzuheben, war das nicht mehr möglich. Nachdem dann eine Wand mittels eines Tuches vor mit aufgebaut wurde, sodass ich nichts mehr sehen konnte, ging es auch schon los.
Die Operation selbst war wirklich schnell vorbei. Gespürt habe ich nicht wirklich etwas, außer dass ich das Gefühl hatte, dass stellenweise Sachen auf mir abgelegt wurden. Ob das wirklich so war, da bin ich mir nicht mal ganz sicher. Am Ende wollte ich meinen Hoden eigentlich noch sehen, aber da war er bereits fertig verpackt für den Transport zum Labor. Also falls du als Betroffener deinen Hoden einmal sehen willst, sag früh genug Bescheid.
Ich war anschließend nur sehr kurz in einem Aufwachraum und bereits wenige Stunden nach der Operation, ich glaube, es waren etwa drei, konnte ich unter Aufsicht einer Schwester aufstehen und wieder ganz normal laufen. Ich bekam Schmerzmittel und spürte von der Wunde daraufhin, auch während des Gehens, nicht viel. Einen Tag lang blieb noch eine Drainage in der Wunde, um überflüssiges Blut zu entfernen. Die Wunde wurde übrigens geklammert und die Klammern sollten etwa 1,5 Wochen später entfernt werden.
Die Computertomografie
Während des Vormittags nach der Operation hatte ich einen Termin zur Computertomografie (CT) im Krankenhaus. Ich konnte bereits problemlos zu Fuß dorthin gehen. Das verwendete Kontrastmittel machte bei mir keinerlei Probleme, bei manchen können wohl Übelkeit und andere leichte Nebenwirkungen auftreten. Bei Verabreichung hat man lediglich kurz das Gefühl, als müsste man auf die Toilette.
Das CT-Gerät erschien mir ziemlich neu und ich denke, das war es auch, denn das CT meines Oberkörpers dauerte vielleicht 1-2 Minuten.
Am Nachmittag kam mein Urologe auf mein Zimmer und führte mich in ein Behandlungszimmer, um die Ergebnisse des CT zu besprechen. Auf den Bildern des CT wurde ein sogenanntes Lymphompaket im Oberbauch mit einer Größe von ca. 4 cm mal 8,7 cm festgestellt. Ich habe keine genaue Definition für den Begriff „Lymphompaket“ gefunden, nehme aber an, dass damit eine vergrößerte, zusammenhängende Lymphknotenmasse gemeint ist, die ursprünglich aus mehreren einzelnen Lymphknoten bestand und sich durch den Tumor vergrößert hat. Anders ausgedrückt, handelte es sich dabei um Metastasen des ursprünglichen Hodentumors. Zum Glück gab es jedoch keine weiteren Metastasen in den Organen, wie der Lunge, sodass sich der Tumor zumindest dorthin noch nicht ausgebreitet zu haben schien. Wie von meinem Urologen jedoch bereits vermutet, war eine Chemotherapie nun definitiv unumgänglich.
Entlassung aus dem Krankenhaus
An diesem Tag wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Außer einem Rezept für ein leichtes zusätzliches Schmerzmittel, welches ich noch etwa 2-3 Tage benötigte, waren keine weiteren Medikamente notwendig. Zudem erhielt ich noch einen Termin zum Entfernen der Klammern und die Praxis hatte zudem einen Termin in der Kinderwunschklinik am Folgetag organisieren können.
Die Kinderwunschklinik
Bereits 3 Tage nach der Operation hatte ich einen Termin in einer Kinderwunschklinik, um meine Spermien untersuchen und konservieren zu lassen. Da ein Risikofaktor für Hodenkrebs Unfruchtbarkeit ist, hatte ich zugegebenermaßen Bedenken, ob ich überhaupt zeugungsfähig bin. Obwohl die Operation am Hoden erst kurz zuvor durchgeführt wurde, gab es bei der Probenentnahme, wie es so schön heißt, keine Probleme. Ein Anruf der Praxis wenige Stunden später meldete dann auch glücklicherweise die erfolgreiche Konservierung von 23 Proben und zudem, dass ich auch auf natürlichem Wege zeugungsfähig bin.
Der Großteil der Kosten wird, wie oben bereits beschrieben, wurden von der Krankenkasse übernommen. Ich musste jedoch für ein steriles Verpackungsset, Versandkosten und kleinere Tests selbst Kosten in Höhe von ca. 90 € übernehmen. Zudem hätte ich die Kosten für die Untersuchung der Spermien in Höhe von ca. 100 € selbst tragen müssen, wenn es anschließend nicht zu einer Konservierung, beispielsweise wegen Unfruchtbarkeit, gekommen wäre. Ob das eine sinnvolle Regelung ist, kann denke ich jeder selbst für sich entscheiden.
Entfernen der Klammern
An diesem Tag hatte ich einen Termin, um die Klammern zu entfernen. Das war in 2-3 Minuten erledigt und war auch nicht schmerzhaft. Laut meines Urologen war die Wunde bei mir ausgezeichnet verheilt und ich brauchte nicht einmal mehr ein Pflaster oder Ähnliches.
Leider lag bis zu diesem Tag auch noch kein Laborbefund meines Hodens vor. Die Tumormarker im Blut waren jedoch angestiegen (Beta-hCG von 7000 mU/mL auf 9000 mU/mL, AFP von 280 ng/mL auf 328 ng/mL, LDH etwa unverändert bei 380 U/L), was die CT-Ergebnisse noch einmal bestätigte, dass sich der Tumor bereits weiter ausgebreitet hatte.
Sobald der Laborbefund vorliegt, gehen alle Ergebnisse zu einer sogenannten Tumorkonferenz. Bei solch einer Tumorkonferenz treffen sich eine Reihe von Experten und Expertinnen und beraten das weitere Vorgehen bei einem Krebspatienten. Mein Urologe wollte sich unverzüglich melden, sobald das Ergebnis dieser Konferenz vorliegt.
Das Ergebnis der Tumorkonferenz
Am Nachmittag dieses Tages rief mich mein Urologe an, um mir das Ergebnis der Tumorkonferenz mitzuteilen. Das Ergebnis dieser Tumorkonferenz war dann wie folgt: 4 Zyklen Polychemotherapie nach PEB-Schema. Ich sollte mich dazu persönlich in der entsprechenden Abteilung (Uroonkologie) des Krankenhauses zur Terminabsprache melden.
Der Laborbefund bestätigte im Übrigen auch die Vermutung meines Urologen, dass es sich um ein Nichtseminom in meinem Hoden handelte.
Das Krankenhaus, in dem die Chemotherapie durchgeführt werden soll, ist übrigens ein anderes als das, indem ich operiert wurde und mein Urologe arbeitet. Wie bereits in meinem ersten Blog-Beitrag zum Thema Hodenkrebs angesprochen, sollte man sich, vor allem in fortgeschritteneren Stadien, an ein Zentrum mit ausgewiesener Erfahrung wenden. Eben jenes Krankenhaus ist solch ein Zentrum mit ausgewiesener Erfahrung. Eine entsprechende Liste findet man auf www.hodenkrebs.de.
Weitere Informationen
Weiter geht es mit meinen Erfahrungen während der Chemotherapie in diesem Beitrag.
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