Chronologie eines Hodenkrebspatienten – Mein persönlicher Krankheitsverlauf – Teil 3 Rehabilitation und Nachsorge

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In diesem Beitrag gebe ich den Verlauf meiner Krankheit chronologisch wieder. Im Gegensatz zu meinen anderen Hodenkrebs-Beiträgen gebe ich hier lediglich meine persönlichen Erfahrungen wieder und greife nicht auf andere Quellen zurück. Viele der hier genannten Punkte findet ihr bereits in meinen anderen Beiträgen, meist unter der Überschrift „Persönliche Erfahrungen“ und in verkürzter Form, wieder.

In diesem Beitrag geht es vor allem um die Nachsorge und die Rehamaßnahmen nach der Chemotherapie. Den ersten Teil dieses Beitrags über die Untersuchung und die Hodenoperation findet ihr hier, den zweiten Teil über die Chemotherapie hier.

Diesen und andere Beiträge von mir kannst du als sauber formatierte PDF-Datei zum Ausdrucken oder offline Lesen erwerben. Mehr Informationen dazu findest du hier.

Die Feiertage

Zeitlich passend standen nach der Chemotherapie die Weihnachtsfeiertage vor der Tür, bei denen ich mich einmal richtig von den Strapazen der Chemotherapie erholen wollte. Das hat jedoch leider nur zum Teil funktioniert.

Am 21. Dezember war ich noch einmal zur Blutabnahme bei meinem Hausarzt, um die Tumormarker zu überprüfen. Eigentlich sollte ich ja zu meinem Urologen, dessen Praxis war in dieser Woche allerdings bereits in den Weihnachtsferien. Erfreulicherweise lagen nun alle drei Tumormarker im Normbereich! Der AFP-Wert lag bei 6.61 ng/ml (Normbereich unter 8.10 ng/ml), der Beta-HCG-Wert lag bei unter 2.30 mU/ml (Normbereich unter 10.0 mU/ml) und der LDH-Wert bei 229 U/I (Normbereich unter 248 U/I). Schönere Nachrichten konnte ich mir zu Weihnachten nicht wünschen :).

Jedoch spürte ich am 23. Dezember etwa ab nachmittags ein Brennen beim (inzwischen ständigen) Wasserlassen und einmal kam sogar ein ganz wenig Blut mit heraus. Zudem bekam ich leichtes Fieber, was auch kurz nach dem Ende der Chemotherapie sorgsam beobachtet werden muss. Da meine Frau auch öfter Probleme mit Harnwegsinfekten hat und die Symptome auch recht eindeutig waren, ging ich auch bei mir von einer Harnwegsinfektion aus. Ich rief die diensthabende Urologin im Krankenhaus an und wurde gebeten, dort erneut vorstellig zu werden.

Bis ich am Krankenhaus ankam, war es inzwischen Abend geworden und so ging ich die Notaufnahme des Krankenhauses. Nach dem üblichen Prozedere mit Blut abnehmen, Coronatest, Urinprobe, Ultraschall usw. stand auch die Diagnose einer leichten Harnwegsinfektion fest. Ich bekam ein Antibiotikum verschrieben und sollte mit Paracetamol das Fieber im Griff behalten. Zum Glück durfte ich das Krankenhaus dann auch wieder verlassen.

An Heiligabend konnte ich dann nicht viel machen. Das Fieber war inzwischen gesunken, aber immer noch nicht ganz verschwunden und insgesamt fühlte ich mich wenig überraschend etwas schlapp. Ich war mit meiner Frau etwa 2 Stunden bei meinen Schwiegereltern, den Rest des Tages verbrachte ich aber auf der Couch.

Am ersten Weihnachtstag war das Fieber dann zum Glück ganz verschwunden. Ich war auch etwas fitter und konnte meiner Frau beim Kochen helfen, denn an diesem Tag haben wir unser privates kleines Weihnachtsessen veranstaltet. Am zweiten Weihnachtstag konnte ich dann auch erneut mit zu meinen Schwiegereltern und wir holten das Weihnachtsessen (Raclette) nach, was es eigentlich bereits an Heiligabend geben sollte. Das Essen ging problemlos, jedoch merkte ich auch hier, dass ich immer noch nicht wirklich fit war, denn nach wenigen Stunden wurde ich sehr müde und war ausgelaugt.

Am 28. Dezember lag dann das Ergebnis der Urinprobe vom 23. Dezember vor. Hierbei gab es keine weiteren Auffälligkeiten und ich fühlte mich auch wieder deutlich fitter. Am 29. Dezember konnte ich dann auch mit meinen Eltern Weihnachten feiern und hier hielt ich bereits deutlich länger durch als einige Tage zuvor. Es ging also im Großen und Ganzen aufwärts mit meiner Gesundheit. Silvester verbrachte ich dann in Ruhe allein mit meiner Frau, bevor es dann kurze Zeit später zur Rehabilitation nach Weißkirchen ging.

Medizinische Rehabilitation

Woche 1

Direkt zu Beginn des neuen Jahres am 02.01.23 ging es dann für mich 3 Wochen lang in die Hochwald-Kliniken in Weiskirchen im Saarland. Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen musste ich einen aktuellen Corona-Schnelltest vorlegen und zudem wurde ein PCR-Test bei der Aufnahme gemacht. Bis das Ergebnis des PCR-Tests vorlag, was spätestens morgens am folgenden Tag der Fall sein sollte, durfte ich an keiner Behandlung teilnehmen und musste in einem getrennten Saal essen. Vorweg kann ich schon einmal sagen, dass das Essen wirklich gut und damit um Längen besser war als im Krankenhaus.

Am frühen Nachmittag hatte ich dann mein Aufnahmegespräch mit der mir zugeteilten Ärztin. Zunächst wurde dort allgemein meine Krankheit und Befinden erörtert. Dazu gehörte auch ein mehrseitiger Fragebogen, den ich zu diesem Gespräch ausgefüllt mitgebracht habe. Mir wurde gesagt, dass ich dreimal pro Woche zur Blutdruck-, Puls- und Gewichtskontrolle zum Pflegedienst sollte. Zudem sollte ich am zweiten Tag viermal zur Messung Blutzuckers erscheinen und am dritten Tag zur Blutabnahme. Dann wurde es wirklich interessant, denn es ging um die Behandlungen, die die Ärztin für mich anmelden konnte.

Es gab ein paar verpflichtende Behandlungen, aber es gab auch viele weitere, optionale Möglichkeiten und man hatte dort mehr oder weniger die freie Auswahl. Mein Ziel war es hauptsächlich wieder fit zu werden und wieder in meinen normalen Alltag zurückzukommen, weshalb ich insbesondere die Sportangebote favorisierte. Einige Angebote sagten mir jedoch nicht viel und manchmal hatte ich den Eindruck, dass auch die Ärztin nicht immer zu 100% wusste, was dort genau angeboten wurde. Im Zweifel kreuzte die Ärztin einfach alles an, sodass am Ende eine ziemlich große Menge an Behandlungen angemeldet wurden.

An dieser Stelle eine Sache, die ich erst später herausgefunden bzw. verstanden hatte: Die Ärztin meldet zwar die möglichen Behandlungen an, welche Behandlung man aber tatsächlich wann macht, wird von einem zentralen Planungsbüro entschieden. Dieses Büro koordiniert alle Behandlungen und somit alle Therapeut*innen und Patient*innen. Im Eingangsbereich gab es für jedes Zimmer ein Postfach, in dem dann die Behandlungspläne (und auch andere Dokumente) hinterlegt wurden.

Mein Behandlungsplan für die erste Woche lag wie besprochen am Abend des ersten Tages im Postfach. Direkt am nächsten Tag ging es dann auch schon los. Diesen ersten Behandlungstag habe ich einmal beispielhaft in der unten folgenden Tabelle dargestellt. Meinen gesamten Plan über die drei Wochen habe ich einmal hier als PDF-Datei hinterlegt.

UhrzeitBehandlungAnmerkungen
08:00Frühstück
08:50HandkurbelCa. 20 minütiges, selbständiges Trainieren an einer Handkurbel im Fitnessraum
09:30KostabspracheBesprechung von Allergien, Vorlieben, Menge etc. bzgl. des Essens
10:00GymnastikLeichte Übungen in der Gruppe in einer kleinen Turnhalle
10:30KrankengymnastikEinzeltermin, zu Beginn Besprechung von Problemzonen und Vorgehensweise
11:30ErgometerCa. 20 minütiges Radfahren bei festgelegter Wattzahl und 50-70 Umdrehungen pro Minute
12:45Mittagessen
14:15Vortrag: Krankheit und soziale FragenVortrag in kleiner Gruppe mit anschließender Fragerunde
18:30Abendessen

Den Rest des ersten Tages habe ich dann damit verbracht, die etwas unübersichtlich zusammenhängenden Gebäude und die Umgebung zu erkunden. Insbesondere die Umgebung direkt am Waldrand mit vielen Möglichkeiten zum Wandern fand ich wunderschön. Unter diesem Abschnitt habe ich ein paar Bilder dazu hinzugefügt. Als kleinen Wermutstropfen musste ich jedoch recht bald feststellen, dass die meisten Wanderwege ein ewiges Auf und Ab waren und sehr wenige flach verlaufende Wanderwege existierten. Wenn man natürlich nicht gerade in seinem fittesten Zustand ist, ist das natürlich etwas suboptimal.

Am zweiten Tag ging es dann auch direkt mit den Behandlungen los, wie oben in der Tabelle zu sehen war. Ich will jetzt nicht im Detail auf alle Anwendungen eingehen, insgesamt kann ich aber sagen, dass die Sporteinheiten überraschend reibungslos funktioniert haben. Nachdem ich monatelang nur spazieren gehen konnte, tat es noch mal richtig gut, sich sportlich zu betätigen. Insbesondere die erste Gymnastikeinheit, bei der wir aufgrund der geringen Teilnehmerzahl eine Art Mini-Tennis spielten, tat richtig gut. Sinnlos einem Ball hinterherzulaufen, macht mir scheinbar große Freude :).

Sehr interessant war auch der Vortrag „Krankheit und soziale Fragen“ am Nachmittag. Hier ein paar wichtige Punkte, die ich aus diesem Vortrag mitnehmen konnte und die auch für andere Betroffene relevant sein können:

  • Übergangsgeld: Während der Reha erhält man in der Regel kein Krankengeld. Um den Zeitraum zu überbrücken, kann man jedoch Übergangsgeld beantragen, welches etwas geringer als das Krankengeld ausfällt. Der Grund für diesen, typisch deutschen, bürokratischen Unsinn ist, dass das Krankengeld von der Krankenkasse bezahlt wird, während der Kostenträger der Reha in der Regel die deutsche Rentenversicherung ist. Natürlich geschieht auch nicht alles automatisch, sondern man muss das Übergangsgeld extra beantragen. Das Formularpaket zum Übergangsgeld findet man hier, es wird einem aber auch per Post zugeschickt. Weitere Informationen zum Übergangsgeld findet man unter anderem auch hier.
  • Grad der Behinderung: Es mag zunächst etwas seltsam klingen, aber durch die Chemo und Operationen wird bei Hodenkrebs in der Regel eine Behinderung von bis zu 50% anerkannt, womit man sogar Anrecht auf einen Schwerbehindertenausweis hat. Dies gilt jedoch nicht bis zum Lebensende, sondern wird meist alle 2 bis 5 Jahre überprüft. Weitere Informationen speziell bei Hodenkrebs findet man in diesem Beitrag. Mein eigener Antrag wird derzeit noch geprüft, sodass ich hier derzeit keine weiteren persönlichen Erfahrungen liefern kann.
  • Stufenweise Wiedereingliederung (Hamburger Modell): Mit der stufenweisen Wiedereingliederung ist es möglich, schrittweise wieder in seinen alten Beruf zurückzukehren. Das heißt, man beginnt mit einer kleinen Stundenzahl, beispielsweise 2 Stunden am Tag, und arbeitet sich schrittweise wieder zur üblichen Arbeitszeit hoch. Während dieser Zeit erhält man jedoch nicht sein übliches Gehalt, sondern weiterhin Kranken- bzw. Übergangsgeld. Möchte man innerhalb der ersten vier Wochen nach der Reha wieder arbeiten, sollte der Antrag in der Reha gestellt werden, da dann die deutsche Rentenversicherung in diesem Zeitraum für einen zuständig ist. Möchte man erst später wieder anfangen, sollte man den Antrag mit seinem Hausarzt ausfüllen. Lasst euch zu diesem Punkt am besten von eurem Arzt in der Reha oder eurem Hausarzt beraten.

Die nächsten Tage verliefen recht unspektakulär. Ich machte jeden Tag Sport, was mir sichtlich gut tat und hatte auch die ein oder andere Entspannungstherapie, die ebenfalls nicht schlecht waren. Ich ging jeden Tag ein wenig spazieren und die frische Luft war weiterhin ein gutes Mittel zur Regeneration. Insgesamt gefiel mir die Reha richtig gut und es war definitiv die richtige Entscheidung eine Reha nach der Chemotherapie anzutreten.

Blutdruck und Puls waren bei jeder Messung im nahezu optimalen Bereich. Ich verlor auch etwas Gewicht, was ich an Weihnachten draufgepackt hatte. Auch mein Blutzucker lag im Normbereich, sodass auch Diabetes ausgeschlossen werden konnte. Wäre ja auch noch schöner, nach Hodenkrebs noch die Diagnose Diabetes zu bekommen :D.

Am Freitag der ersten Woche hatte ich dann meine erste Visite bei meiner Ärztin. Wir sprachen ein wenig über die Behandlungen und schauten uns meine Blutwerte an. Meine Leukozyten waren knapp unter dem Normbereich bei 3,8/nL und mein Hämoglobin Wert lag noch etwas deutlicher unter dem Normbereich mit 11,7 g/dL. Also immer noch nicht optimal, aber es ging auch hier aufwärts. Aufgrund des niedrigen Hämoglobin Wertes sollte auch noch einmal der Eisengehalt in meinem Blut kontrolliert werden.

Zudem wurde festgestellt, dass meine Cholesterin-Werte etwas zu hoch waren. Die Ärztin hat schon gefragt, ob sie mir direkt Tabletten dagegen verschreiben soll, aber ich wollte das lieber später noch einmal von meinem Hausarzt überprüfen lassen. Direkt Tabletten zu nehmen, erscheint mir dann doch etwas übertrieben.

Freitags abends machte ich dann noch eine Wanderung von etwa 5km, wobei die erste Hälfte des Rundwegs nur bergauf ging. Ich muss zugeben, dass ich mir hier fast etwas zu viel zugemutet hatte. Freitags abends lag dann auch der neue Behandlungsplan im Postfach. Für die nächste Woche hieß es jeden Tag um 07:30 „Beckenbodengymnastik in der Gruppe“. Ob das jetzt unbedingt nötig war?

Allgemein ist das Wochenende in der Reha sehr dröge gewesen. Man konnte samstagmorgens für eine Stunde in den Fitnessraum, wenn man es schaffte sich rechtzeitig anzumelden. Weiterhin war das Schwimmbad Samstag und Sonntag ganztägig geöffnet. Ansonsten wurde, auch aufgrund von Corona, nicht wirklich etwas zur Beschäftigung angeboten. Mit Wandern, Lesen und etwas Arbeiten am Laptop versuchte ich daher das Wochenende so gut es ging rum zu bekommen.

Woche 2

In der zweiten Woche sollte ich direkt montags die nächste Visite bei meiner Ärztin haben. Das ist von der Planung natürlich nicht wirklich sinnvoll, denn zwischen Freitagvormittag und Montagvormittag kann ja nicht wirklich viel passiert sein. Letztlich war das aber auch egal, da meine Visite ohnehin ausgefallen ist. Meine Ärztin war nämlich zum vereinbarten Zeitpunkt nicht in ihrem Arztzimmer und ich verließ den Wartebereich dann nach einer halben Stunde, um zu meinem nächsten Termin zu gehen.

Dafür hatte ich dann dienstags eine Chefarztvisite, die jeder Patient einmal pro Aufenthalt hat. Es ging nur um das allgemeine Befinden und wie man so zurechtkommt. Da bei mir alles so weit in Ordnung war, fiel das Gespräch recht kurz aus. Wir warfen noch einen kurzen Blick auf die Blutwerte, wo mein Eisen-Wert tatsächlich etwas niedrig war. Jedoch war der Ferritin-Wert vollkommen in Ordnung und der Arzt meinte, dann sei auch alles so weit im grünen Bereich.

Am Dienstag reiste meine Frau an und blieb bis zum Ende der Reha als Begleitperson bei mir. Dies war zumindest bei mir in der Reha leicht möglich, meine Frau konnte sogar selbst ein paar Behandlungen buchen. In den folgenden Tagen merkte ich auch, dass ich langsam aber sicher wieder fitter wurde. Insbesondere am Ergometer konnte man das durch die eingestellte Watt-Zahl gut erkennen.

In dieser Woche erhielt ich auch eine Nachricht im Postfach, dass meine Fahrkosten abgerechnet wären. An der Kasse bekam ich dann knapp 40€ als Fahrkosten bar auf die Hand. Anscheinend rechnet die Reha das direkt mit der DRV ab und gibt den Patienten das Geld. Ich hatte damit keinerlei Arbeit. Ansonsten verlief der Rest der Woche bis Freitag recht ereignislos, Freitagnachmittag stellte sich bei mir jedoch wieder ein leichtes Brennen beim Wasserlassen ein, sodass ich befürchtete, mal wieder eine Blasenentzündung zu bekommen.

Am Samstag hatten meine Frau und ich uns eigentlich für eine kleine Kräuterwanderung angemeldet, diese fiel jedoch wetterbedingt aus. Das war wahrscheinlich auch gut so, denn das Brennen beim Wasserlassen wurde nicht wirklich besser, obwohl ich ein paar leichte Heilmittel meiner Frau einnahm, die ihr immer gut halfen. Samstagabends ging ich dann auch zum Pflegezimmer, um das einmal überprüfen zu lassen. Im Urin wurde auch eine leichte Entzündung entdeckt. Nachdem die Pflegerin Rücksprache mit dem Arzt gehalten hatte, bekam ich jedoch erst einmal kein Antibiotikum, sondern es sollte zunächst nur überwacht werden.

Woche 3

Nachdem ich mich sonntags erholt hatte, waren auch montags die Symptome verschwunden und ich konnte meine Behandlungen ganz normal fortführen. Mein Plan war diese Woche auch deutlich kleiner als die beiden Wochen zuvor. Ob das Absicht war, um einem zum Ende hin mehr Entspannung zu gönnen oder einfach daran lag, dass deutlich mehr Patienten als vor 2 Wochen vor Ort waren, weiß ich nicht. Ich muss auch sagen, dass mir langsam aber sicher etwas langweilig wurde. Die Behandlungen waren stets die gleichen oder zumindest fast identisch und auch vom Essen, so gut es auch war, hatte ich langsam genug.

Ich hatte eigentlich geplant, etwa drei Wochen nach der Reha wieder über eine stufenweise Wiedereingliederung (siehe oben) zu arbeiten. Ich hatte diesen Punkt bereits im ersten Arztgespräch angesprochen und sollte dazu einen Termin bei einer Sozialarbeiterin erhalten, die mit mir den organisatorischen Part klären sollte. Die Zeit wurde langsam etwas knapp und ich hatte in dieser Woche abermals keinen entsprechenden Termin auf meinem Plan stehen. Ich ging nun also selbstständig zu einer offenen Sprechstunde bei einer Sozialarbeiterin und erhielt das benötigte Formular.

Über das Pflegezimmer bekam ich einen kurzfristigen Termin bei meiner Ärztin, mit der ich dann das Formular ausfüllte. Dann ging es zum Sekretariat des Chefarztes, um mir einen Stempel abzuholen und schließlich brachte ich alles zurück zur Sozialarbeiterin. Diese würde jetzt meine Arbeit kontaktieren und alles Weitere regeln. Ich hatte während es gesamten Prozesses jedoch das Gefühl, dass die Antragsstellung nicht so wirklich gewollt war. Insbesondere meine Ärztin schien so gar nicht begeistert und es wäre ihr wohl lieber gewesen, wenn ich das Ganze später über meinen Hausarzt geregelt hätte.

Am Dienstag hatte ich es dann irgendwie geschafft, mich ziemlich zu unterkühlen. Ich war wohl etwas unvorsichtig geworden, aber ich muss auch sagen, dass die Gebäude auch nicht übermäßig geheizt wurden. Wie auch immer, ab etwa dem Mittagessen wurde mir nicht mehr richtig warm, ich litt zum Teil sogar unter Schüttelfrost. Ich schleppte mich ein wenig durch den Tag und ging abends erneut ins Pflegezimmer.

Dort wurde ein Coronatest gemacht, dieser fiel jedoch negativ aus. Ich hatte nun auch etwas Fieber, wogegen ich Paracetamol erhielt. Die Nacht war dann ziemlich unangenehm. Ich hatte Schüttelfrost, wo mir selbst mit zwei Lagen Kleidung und zwei Decken nicht wirklich warm wurde. Dies wurde dann abgelöst von Fieber, wo mir dann selbst auf der Decke in spärlicher Bekleidung zu warm war. Mitten in der Nacht nahm ich dann noch einmal Paracetamol und es ging etwas aufwärts.

Am nächsten Morgen war das Fieber dann fast verschwunden und mir ging es auch etwas besser. Ich bat den Pfleger im Pflegezimmer jedoch, mich von den Sportaktivitäten des Tages freizustellen. So hatte ich an diesem Tag nur zwei kleine Entspannungsbehandlungen. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich mich nur mit der Hilfe von Paracetamol durch den Tag schleppte. Es war eigentlich klar, dass ich krank war und ich auf meine Frau hören und früher reagieren müssen. Jedenfalls nahm ich abends vor dem Schlafen zum letzten Mal Paracetamol, um zu testen, wie hoch das Fieber morgens ohne Paracetamol wäre.

Nun stellte sich heraus, dass es ziemlich hoch war: 39,5 Grad! Dabei ging es mir gar nicht so richtig schlecht. Da meine Ärztin noch nicht im Haus war, kam eine andere Ärztin zu mir, die mich abhörte und untersuchte. Direkt finden konnte sich nichts. So wurde ich auf ein Bett gelegt und bekam intravenös Paracetamol. Später sah auch meine Ärztin nach mir und ließ mich zurück ins Krankenhausverlegen, wo auch die Chemo durchgeführt wurde. Die Ursache des Fiebers musste unbedingt abgeklärt werden.

Ich wurde dann also mit dem Krankentransporter ins Krankenhaus chauffiert. Besonders schön bleibt mir dabei in Erinnerung, wie ich auf der Trage durch die Eingangshalle gefahren wurde, an schätzungsweise hundert glotzenden Leuten vorbei. So stellt man sich seinen Abgang natürlich vor … Nun ging es also wieder ins Krankenhaus, wo die Notaufnahme leider keine Zeit für mich hatten. Mir wurde nur schnell ein Stäbchen in die Nase gedrückt und die netten Leute vom Krankentransport und ich wurden zur urologischen Ambulanz geschickt.

In Kurzform: Bis auf eine Blasenentzündung wurde nichts festgestellt. Die hatte ich wohl doch die ganze Zeit mit mir herumgeschleppt, obwohl ich nach dem Wochenende keinerlei direkten Symptome (Brennen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen etc.) mehr verspürte.

Meine Frau war inzwischen auch im Krankenhaus eingetroffen. Da wir einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus befürchteten, hatte sie in der Reha alle Sachen gepackt und dort ausgecheckt. Am Ende der Untersuchung bekam ich für eine Woche Antibiotikum verschrieben, bekam die Empfehlung mich ein paar Tage zu ruhen und durfte zu meiner Überraschung dann auch direkt wieder nach Hause. Ich erhielt jedoch kein Rezept, sondern eine entsprechende Mitteilung für die Rehaeinrichtung, die mir das Antibiotikum dann aushändigen sollten.

Das ist insofern relevant, als sich für meine Frau und mich nun folgende Frage stellte: Zurück in die Reha oder direkt heim? Es war ja bereits Donnerstagnachmittag und Montag sollte ich ohnehin nach Hause. Da ich mich ja ruhen sollte, würde in der Reha sicherlich auch nicht mehr viel passieren und am Wochenende ohnehin nicht. Meine Frau hatte ja jetzt auch schon alles gepackt und ins Auto verfrachtet. Da wir mit dem Weg zum Krankenhaus auch fast die halbe Strecke nach Hause bereits gefahren waren, entschieden wir uns heimzufahren. Ich informierte telefonisch die Rehaeinrichtung über meine Entscheidung, die Reha „abzubrechen“.

Der Abbruch einer Reha hat allgemein keinerlei Konsequenzen, außer man möchte Rente bekommen. Das war bei mir aber natürlich nicht der Fall. Ich entschied mich auch dazu, die stufenweise Wiedereingliederung zurückzuziehen, da mir der Vorfall zeigte, dass ich wohl doch noch mehr Zeit benötigen würde als geplant.

Auf dem Rückweg von der Rehaeinrichtung ging es dann aber noch einmal zum Hausarzt, da ich ja noch ein Rezept für das Antibiotikum benötigte und eine neue Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU). Am Tag nach der Entlassung muss man dem Arbeitgeber eine neue AU vorlegen, da man in der Folge nicht automatisch krankgeschrieben ist. Auch die Rehaeinrichtung stellt in der Regel bei der Entlassung keine AU aus. Anschließend war in der Apotheke das Antibiotikum nicht vorrätig, was ja in letzter Zeit häufiger passiert, sodass ich ein alternatives Antibiotikum erhielt. Danach ging es dann endlich nach Hause.

Fazit Reha

Auch wenn die Reha unglücklicherweise abrupt endete, war ich trotzdem froh da gewesen zu sein. Drei Wochen wären mir aber auch definitiv genug gewesen, noch länger hätte ich nicht bleiben wollen. Besonders geholfen hat mir der Sport. Unter Aufsicht etwas Sport zu treiben nimmt einem auch die Angst, dass etwas schiefgehen könnte und so kann man etwas befreiter wieder damit anfangen. Wer allerdings mehr Probleme mit der psychologischen Auseinandersetzung mit dem Thema Krebs hat, findet auch dazu vielfältige Angebote in der Reha. Ich kann jedem nur empfehlen, eine solche Rehabilitationsmaßnahme zumindest einmal auszuprobieren. Wie man an mir sehen konnte, ist auch das frühzeitige Beenden der Reha mit keinerlei Nachteilen verbunden.

CT-Termin & weitere Nachsorge

Die ersten zwei Tage daheim lag ich noch flach, doch es wurde stetig besser und ich konnte bald wieder kleinere Sachen im Haushalt machen. Am 24.01., also etwa eine halbe Woche, nachdem ich die Reha verlassen hatte, war ich zur Blutkontrolle bei meinem Hausarzt. Der CRP-Wert war zwar noch etwas erhöht, aber ansonsten sah alles relativ gut aus. Insbesondere der GFR-Wert und der Kreatinin-Wert, die ich für das CT anderthalb Wochen später benötigte, waren im Normbereich. Es fehlte allerdings der TSH-Wert, der auch für das CT relevant ist, was ich erst etwas später bemerkte.

Zwei Tage später war ich dann beim HNO-Arzt vor Ort zu einem Hörtest. Dies war mir empfohlen worden, da ich durch die Chemotherapie einen Tinnitus erlitten hatte. Der war zwar inzwischen besser geworden, aber noch nicht ganz verschwunden. Beim Hörtest kam aber glücklicherweise heraus, dass mit meinem Hörvermögen alles in Ordnung ist. Zudem erklärte mir die Ärztin, dass ein Tinnitus häufig mit einem schlechten Blutdruck einhergeht. Ich sollte daher bei Auftreten des Tinnitus meinen Blutdruck im Auge behalten und gegebenenfalls mit meinem Hausarzt darüber sprechen.

Aus zwei Gründen war ich dann am Montag, dem 30.01. wieder bei meinem Hausarzt: Ich reagierte anscheinend etwas allergisch auf das Antibiotikum, wodurch ein stark juckender Ausschlag, vorwiegend an meinen Händen, auftauchte. Zudem hatte ich inzwischen bemerkt, dass der TSH-Wert für das CT in dieser Woche fehlte. Für zweiteres reichte übrigens ein Anruf im Labor. Die Proben werden nämlich mindestens noch fünf Werktage aufbewahrt, um Nachuntersuchungen zu ermöglichen. So konnte ich zumindest eine weitere Blutabnahme umgehen. Für den Ausschlag erhielt ich ein Rezept für eine Creme und ein Privatrezept für ein leichtes, frei verkäufliches Antiallergikum. Des Weiteren wurde noch einmal mein Urin geprüft, der keinerlei Anzeichen mehr für eine Infektion enthielt.

Ich sprach mit meinem Hausarzt auch über die stufenweise Wiedereingliederung. Wir einigten uns darauf, die Schritte etwa Mitte Februar festzulegen, wenn das Ergebnis des CTs feststand. Er sagte, er würde zwar auch seine Meinung dazu abgeben, aber im Grunde würden wir die Wiedereingliederung so vornehmen, wie ich mir das vorstellen würde. Ich könnte mir daher bis zum nächsten Termin einmal Gedanken darüber machen.

In der folgenden Woche ging der Ausschlag langsam zurück. Mein Hausarzt sprach von ein paar Tagen, die ich die Tabletten einnehmen müsste, aber am Ende waren es etwa anderthalb Wochen, bis der Ausschlag wirklich verschwunden war. Am Freitag, dem 03.02., war ich dann wieder im Krankenhaus zu meinem CT-Termin. Hierbei musste ich feststellen, dass mir eine entsprechende Überweisung fehlte. Die war nötig, obwohl der Termin für mich innerhalb des gleichen Krankenhauses von einer anderen Abteilung gemacht wurde. Man hatte nur leider vergessen, mir das zu sagen. Glücklicherweise konnte ich die Überweisung allerdings nachreichen.

Nach einem kurzen Arztgespräch, bei der zudem der Zugang für das Kontrastmittel gelegt wurde, konnte es auch schon losgehen. Zumindest theoretisch, denn die Wartezeit war doch etwas länger. Vor dem Arztgespräch musste ich ebenfalls eine dreiviertel Stunde warten, in der ich schon mal einen halben Liter zu trinken bekam, um das Kontrastmittel später schneller ausspülen zu können. Auch nach dem CT sollte ich an dem Tag viel trinken. Beim CT selbst gab es dann auch keinerlei Schwierigkeiten, zumindest das Kontrastmittel scheine ich allgemein gut zu vertragen.

Zur Besprechung der CT Ergebnisse hatte ich für eine Woche später am 10.02. um 12 Uhr einen Termin bei meinem Urologen vereinbart. Erfolgslos versuchte ich einen Tag vorher dort anzurufen, um zu fragen, ob die CT Ergebnisse auch wirklich da sind. Aufgrund einer fehlenden Warteschleife ist die Praxis meines Urologen wirklich schwer zu erreichen. Etwa gegen 09:30 Uhr am nächsten Tag, also am Tag des Termins, hatte ich dann Erfolg. Na ja, was soll ich sagen, so ziemlich alles war einfach schiefgegangen. Nicht nur, dass meine CT Ergebnisse nicht da waren, nein, auch mein Termin war zudem für den 10.03. um 12 Uhr eingetragen und nicht für den 10.02. Einen neuen Termin bekam ich dann aufgrund fehlender CT Ergebnisse erst einmal auch nicht.

Um das Problem zu lösen, versuchte ich also erst einmal jemanden in der Radiologie zu erreichen, in der mein CT durchgeführt wurde. Dies gelang mir bereits beim zweiten Versuch und eine wirklich nette und kompetente Mitarbeiterin konnte mir dann auch weiterhelfen und versprach die Ergebnisse in den nächsten Minuten meinem Urologen zu faxen. Im Übrigen waren meine Ergebnisse einfach an die Urologie im Krankenhaus geschickt worden. Ich hatte zwar einen Zettel ausgefüllt auf dem Stand, dass mein Urologe und mein Hausarzt die Ergebnisse bekommen sollen, aber das hatte wohl irgendwie nicht so recht funktioniert.

Es geschehen wohl wirklich noch Wunder, denn ich kam anschließend beim ersten Versuch bei meinem Urologen durch. Ich hätte vor Schreck fast das Handy fallen lassen. Jedenfalls durfte ich dann ausnahmsweise, wie die Arzthelferin betonte, noch am selben Tag vorbeikommen. So war ich dann tatsächlich um halb 12 und nicht erst um 12 Uhr vor Ort.

Die Wartezeit war dann aber ehrlicherweise auch wirklich nicht allzu lang, besonders gemessen daran, dass ich ja keinen Termin hatte. Dafür war dann die Verkündung des Ergebnisses weniger schön. Es war noch ein knapp 3 cm großes Stück des Tumors übrig. Aufgrund der Lektüre der Patientenleitlinie, siehe meinen ersten Beitrag, war mir damit sofort klar, dass eine zusätzliche Operation sich wohl nicht vermeiden ließe. Mein Urologe beruhigte mich zwar und sagte, dass das Ergebnis erst einmal mit neuen Blutwerten zur Tumorkonferenz geschickt werde, aber ich begann mich innerlich bereits auf eine Operation einzustellen.

Jedenfalls hieß es dann mal wieder warten. Ich denke, es wäre insgesamt besser, wenn ich am Tag des CTs Blut abgenommen bekommen hätte und die Blutwerte inklusive des CT Ergebnisses direkt an die Tumorkonferenz gehen würden. So hätte ich nicht ich eine Woche warten müssen, nur um von meinem Urologen in einem kurzen Gespräch zu hören, dass alles wieder an die Tumorkonferenz geht. Den CT-Termin könnte man auch direkt mit dem Plan zur Chemotherapie vereinbaren und dort eintragen. Das liegt dann noch so weit in der Zukunft, dass man ohne Probleme einen Termin bekommen sollte und alles geht noch ein wenig schneller. So könnte einiges an Wartezeit, die ja nicht ganz unwichtig sein kann, vermieden werden.

Schließlich musste ich fast 2 Wochen auf den Anruf meines Urologen warten. Von Seite der Tumorkonferenz wurde für mich wenig überraschend eine Operation empfohlen, um den Resttumor zu entfernen. Positiv ist jedoch, dass meine Blutwerte, genauer gesagt die Tumormarker, alle im Normbereich waren. Somit standen die Chancen nicht schlecht, dass der Resttumor bereits tot war. Zur Sicherheit sollte er aber halt trotzdem entfernt und untersucht werden. Insbesondere können noch Tumoranteile aktiv sein, die keine Tumormarker erzeugen. Mein Urologe empfahl mir dazu einen Spezialisten in Bochum, der die Operation möglicherweise endoskopisch mit der Hilfe eines Roboters durchführen kann. Somit bliebe mir ein großer Schnitt am Bauch erspart.

Im Übrigen hätte ich natürlich auch die Möglichkeit, ganz auf eine Operation zu verzichten. Dann würde weiter engmaschig kontrolliert, aber es bestünde natürlich die Gefahr, dass doch noch ein wenig Leben im Resttumor vorhanden ist. Um ehrlich zu sein keine wirklich einfache Entscheidung, besonders wenn die endoskopische Operation nicht möglich und ein relativ großer Eingriff am Bauch erforderlich sein sollte. Die Unterlagen wurden jedenfalls an den Spezialisten nach Bochum gesendet und ich musste wieder einmal auf eine Rückmeldung warten. Eine Entscheidung wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht treffen, sondern erst einmal weitere Informationen einholen.

Weitere Informationen

Den nächsten Teil über die RLA-Operation findet ihr in diesem Beitrag.

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CodingWithMagga fan
CodingWithMagga fan
1 Jahr zuvor

Schön zu sehen dass es Berg auf geht.

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